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Genossenschaften in Weser-Ems behaupten sich in der Corona-Krise

02.06.2021

Ländliche Genossenschaften erzielten erfreuliche Umsätze trotz Pandemie / Handel mit Mischfutter knackt 1-Milliarde-Euro-Marke / Energiegenossenschaften bei EEG-Novelle benachteiligt / Elf Neugründungen im Jahr 2020

 © MARKUS HIBBELER

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„Die Genossenschaften in Weser-Ems beweisen in Krisenzeiten, dass auf sie Verlass ist. Unter schwierigen Marktbedingungen, zu denen neben der Covid-19-Pandemie auch die Afrikanische Schweinepest zählten, konnten die Unternehmen ihre Umsätze trotzdem nahezu auf Vorjahresniveau halten oder sogar noch steigern", das ist das positive Fazit der Verbandsdirektoren des Genossenschaftsverbandes Weser-Ems Axel Schwengels (l.) und Johannes Freundlieb (r.), die im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz gute Geschäftsergebnisse der Ländlichen Genossenschaften und Energiegenossenschaften in Weser-Ems für das Jahr 2020 präsentierten.

Oldenburg/Rastede. Die Genossenschaften in Weser-Ems haben sich gegen die Corona-Krise gestemmt und Stärke bewiesen: Die genossenschaftlich orientierten Unternehmen in den Bereichen Obst und Gemüse, Ware, Milch sowie Energie konnten ihre Umsätze im Vergleich zum Vorjahr sogar noch steigern, die Viehvermarktungsgenossenschaften hielten ihre Umsätze im herausfordernden Umfeld fast auf Vorjahresniveau. Das sind die erfreulichen Geschäftsergebnisse, die der Genossenschaftsverband Weser-Ems im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz am 2. Juni im Akademiehotel Rastede präsentierte.

„Die Genossenschaften in Weser-Ems beweisen in Krisenzeiten, dass auf sie Verlass ist. Sie gewährleisteten während der Pandemie eine zuverlässige Versorgung der Bevölkerung und hielten Lieferketten aufrecht. Das alles gelang den Genossenschaften mit ihren über 12.000 Mitarbeitenden trotz turbulenter Märkte und gestörter Warenströme. Unter schwierigen Marktbedingungen, zu denen neben der Covid-19-Pandemie auch die Afrikanische Schweinepest zählten, konnten die Unternehmen ihre Umsätze trotzdem nahezu auf Vorjahresniveau halten oder sogar noch steigern. Die genossenschaftlichen Werte geben Mitgliedern und Kunden Halt: Das Prinzip der gemeinschaftlichen Hilfe zur Selbsthilfe – es scheint heute wieder so aktuell wie in den Anfangszeiten der Genossenschaften“, so leitete Verbandsdirektor Johannes Freundlieb die Pressekonferenz ein.

Obst- und Gemüsegenossenschaften
Für die beiden dem Verband angehörenden Obst- und Gemüsegenossenschaften verlief das Jahr 2020 erfreulich: Der Umsatz konnte um 8,3 Prozent auf 326,0 Millionen Euro gesteigert werden (Vorjahr: 301,0 Mio. Euro). Die Bilanzsumme erhöhte sich um 15,8 Prozent und erreichte 88,0 Millionen Euro (Vorjahr: 76,0 Mio. Euro). Die Eigenkapitalquote stieg leicht von 34,2 Prozent auf 34,6 Prozent. „Die Unternehmen standen 2020 mit den pandemiebedingten Einreisebeschränkungen für Saisonarbeitskräfte insbesondere zur Spargel- und Erdbeerernte vor einer besonderen Herausforderung. Hinzu kamen Aufwendungen für die Unterbringung der Erntehelfer sowie die Ausarbeitung und Umsetzung entsprechender Hygienekonzepte. Vor diesem Hintergrund sind die Geschäftsergebnisse sehr gut. Die Genossenschaften haben die corona-bedingten Rahmenbedingungen sehr gut angenommen und erfolgreich gemeistert. Alles in allem gehen wir aufgrund der guten Ergebnisse davon aus, dass die genossenschaftliche Rückvergütung an die Mitglieder nochmals deutlich höher ausfallen wird als in 2019“, schätzte Freundlieb.

 

Warengenossenschaften
Die dem Verband angehörenden 37 Warengenossenschaften und -gesellschaften steigerten ihren Umsatz im Berichtsjahr von 1,7 Milliarden Euro auf 1,8 Milliarden (plus 5,9 %). Das Jahresergebnis steigerte sich um 40,0 Prozent und betrug 11,2 Millionen Euro (Vorjahr: 8,0 Mio. Euro), das Betriebsergebnis legte um 21,2 Prozent auf 13,7 Millionen Euro zu (Vorjahr: 11,3 Mio. Euro). Auch das Bilanzvolumen konnte um 1,8 Prozent auf 454,1 Millionen Euro (Vorjahr: 446,2 Mio. Euro) und das Eigenkapital um 6,0 Prozent auf 256,8 Millionen Euro (Vorjahr: 242,3 Mio. Euro) gesteigert werden.

Die Jahresabschlüsse für 2020 zeigen neben der guten Ertragslage auch eine solide Vermögens- und Finanzlage. Die Eigenkapitalquote belief sich am Jahresende 2020 auf durchschnittlich 56,6 Prozent (Vorjahr: 54,3 %). Das Anlagevermögen in Höhe von 235,7 Millionen Euro (Vorjahr: 186,4 Mio. Euro) wird insgesamt komplett durch Eigenkapital finanziert. „Bei der Rückvergütung, die wir zu diesem Zeitpunkt auf etwa 5,4 Millionen Euro schätzen, ist zu berücksichtigen, dass einige – auch größere Genossenschaften – ihre Generalversammlung für 2019 in 2020 corona-bedingt noch gar nicht abgehalten haben. Außerdem wurde auch aufgrund der ungewissen Entwicklung in der Pandemie auf eine etwas höhere Rücklagendotierung Wert gelegt“, führte Freundlieb aus.

Hauptumsatzträger der Warengenossenschaften ist der Handel mit Mischfutter (fremde und eigene Herstellung) mit 53,0 Prozent. Hier zeigt sich ein positives Bild: Die Mitgliedsunternehmen bilanzierten für Futtermittel aus eigener Herstellung und fremder Herstellung sowie für Einzelfuttermittel im vergangenen Jahr ein Plus von 0,7 Millionen Tonnen (3,9 Mio. t in 2020 gegenüber 3,2 Mio. t im Jahr 2019). Der Anteil selbst produzierten Futtermittels lag bei 2,7 Millionen Tonnen. Der Umsatz ist mit dem erhöhten Volumen gestiegen: Von 903,6 Millionen Euro auf 1,05 Milliarden Euro (plus 11,2 %).

Bei den landwirtschaftlichen Betriebsmitteln bewegte sich der Umsatz mit 188,2 Millionen Euro auf einem stabilen Niveau (Vorjahr: 188,5 Mio. Euro) und macht einen Anteil von 14,0 Prozent am Gesamtumsatz aus. Die umgesetzte Tonnage bei Düngemitteln stieg um 32.846 Tonnen auf 399.461 Tonnen (Vorjahr: 366.615 t). Die Erlöse sanken dagegen um 5,5 Prozent und erreichten 69,9 Millionen Euro (Vorjahr: 74,0 Mio. Euro). Bei Pflanzenschutzmitteln reduzierte sich der Umsatz aufgrund des geringeren Einsatzes von 54,8 Millionen Euro in 2019 auf 53,2 Millionen Euro in 2020 (minus 2,9 %).

Der Handel mit Mineralölen sowie Treib- und Schmierstoffen, der einen Anteil von 17,0 Prozent und damit nach dem Mischfutterhandel zweitgrößter Umsatzträger des genossenschaftlichen Warenhandels ist, war 2020 geprägt von volatilen Märkten und einem niedrigen Preisniveau – vor allem bei Brennstoffen. Der Umsatz verringerte sich in diesem Geschäftsbereich entsprechend um 4,2 Prozent und lag bei 311,7 Millionen Euro (Vorjahr: 325,5 Mio. Euro).

„Im letzten Getreidewirtschaftsjahr standen unsere Mitgliedsunternehmen vor der Herausforderung, eine insgesamt niedrige deutsche und europäische Getreideernte in einem gut versorgten globalen Umfeld zu vermarkten. Ständige Aufgabe war daher der sichere Umgang mit volatilen Preisen. Die Preissicherung an Warenterminbörsen ist somit für die Genossenschaften von zentraler Bedeutung“, führte Freundlieb einleitend mit Blick auf die Vermarktung landwirtschaftlicher Erzeugnisse aus. Insgesamt lag der Umsatz landwirtschaftlicher Erzeugnisse bei 105,4 Millionen Euro (Vorjahr: 117,6 Mio. Euro). Das entspricht einem Rückgang von 10,4 Prozent.

Im „Corona-Jahr“ trugen die Warengenossenschaften und -gesellschaften mit ihren Raiffeisen-Märkten zur ländlichen Nahversorgung bei. „Insbesondere das Sortiment an Haus- und Gartenartikeln erfreute sich großer Beliebtheit, denn die Menschen investierten im vergangenen Jahr in ihr Zuhause“, blickte Verbandsdirektor Freundlieb zurück. Entsprechend wuchs der Umsatz im Bereich Raiffeisen-Märkte und Baustoffhandel um 26,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr und erzielte 140,9 Millionen Euro von zuletzt 111,2 Millionen Euro.

Mit Blick auf die aktuelle Entwicklung im Bereich Mischfutter ist von konstanten bis leicht rückläufigen Absatzmengen auszugehen, da sich in den Grünlandregionen die Grundfuttersituation im Vergleich zu den Vorjahren etwas entspannter zeigt. Bei dem Handel mit Mineralölen sowie mit Treib- und Schmierstoffen sorgt die CO2-Besteuerung voraussichtlich für ein deutlich gesteigertes Preisniveau für Kraftstoffe. Historische Preisausschläge sind derzeit bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen vor allem für Raps und Getreide zu verzeichnen. Mehrere Ursachen treiben derzeit die Preise in die Höhe, dazu zählen schlechtes Wetter und Fehlernten, geringere Anbaumengen und eine plötzlich steigende Nachfrage. „Sollte sich diese Preisentwicklung fortsetzen, wird sich dies möglicherweise auch in einer Erhöhung der Futter- und Lebensmittelpreise niederschlagen“, so Freundlieb. „Eine Explosion der Preise ist auch mit Blick auf Baustoffe festzustellen. Holz, Kunststoffe, Dämmmaterial sind knapp und werden immer teurer. Das starke Anziehen der Preise und Lieferschwierigkeiten werden deshalb auch den Baustoffhandel beeinflussen“, berichtete Freundlieb zum Ende seines Ausblickes für die Warengenossenschaften.

 

Viehvermarktungsgenossenschaften
Die im Bereich der Viehvermarktung tätigen 23 Genossenschaften und Gesellschaften zeigten sich in einem volatilen Umfeld besonders belastbar. Die „Doppelkrise“ resultierend aus der Corona-Pandemie und dem Aufkommen der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland sorgte für Turbulenzen am Markt. Über alle Fleischarten hinweg kam es im Laufe des vergangenen Jahres zu deutlichen Preisabschlägen. Grund für diesen Trend war vor allem die geringere Fleischnachfrage durch die corona-bedingten Beschränkungen. Hinzu kam der so genannte „Schweinestau“ durch verringerte Schlachtkapazitäten, ausgelöst durch die corona-bedingten Schließungen von Schlachtbetrieben. Das Auftreten der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland mit nachgezogenen Liefersperren führte zu weiteren Verwerfungen am Markt, insbesondere im Export. „Umso bemerkenswerter ist es, dass die Unternehmen mit stabilen Ergebnissen aufwarten können: Der Umsatz lag für 2020 mit 1,0 Milliarden Euro fast auf dem Niveau des Vorjahres. Steigerungen gab es um 2,8 Prozent beim Betriebsergebnis (von 3,6 Mio. Euro auf 3,7 Mio. Euro) und um 8,3 Prozent beim Jahresergebnis (von 2,4 Mio. Euro auf 2,6 Mio. Euro). Das Eigenkapital konnte von 96,4 Millionen Euro auf 102,9 Millionen Euro gestärkt werden (plus 6,7 %), wohingegen das Bilanzvolumen um 6,4 Prozent abnahm und 137,3 Millionen Euro (Vorjahr: 146,7 Mio. Euro) betrug. Alles in allem erwarten wir, dass die Viehvermarktungsgenossenschaften ihre Rückvergütung im Vergleich zu 2019 erhöhen werden“, so der Verbandsdirektor.

Die vermarkteten Stückzahlen im Bereich der Zucht- und Nutztiere (im Wesentlichen Ferkel, Läufer und Großvieh) stiegen in Weser-Ems in 2020 auf 3,2 Millionen Tiere (Vorjahr: 3,1 Mio. Tiere), der Umsatz verringerte sich dagegen aufgrund des niedrigen Preisniveaus um 6,2 Prozent auf 262,7 Millionen Euro (Vorjahr: 280,0 Mio. Euro). Die Zahl der erfassten Schlachttiere (Schweine und Großvieh) betrug im Berichtsjahr 3,8 Millionen. 2019 waren es noch 3,6 Millionen Tiere. Der Umsatz reduzierte sich preisbedingt um 6,6 Prozent auf 693,0 Millionen Euro (Vorjahr: 742,0 Mio. Euro). „Die erhöhte Anzahl der vermarkteten Tiere ist unter anderem darin begründet, dass Landwirte in schwierigen Marktsituationen offensichtlich auf verlässliche Handelsstrukturen zurückgreifen und vermehrt das Geschäft mit genossenschaftlichen Partnern suchen“, so die Einschätzung Freundliebs.

Die aktuelle Preisentwicklung zeigt eine verhalten positive Stimmung: „Der Schweinestau löst sich auf. Aktuell sehen wir ein stark verringertes Angebot an Schweinen, denn Sauenbestände wurden reduziert und dadurch sind weniger Ferkel am Markt verfügbar. Diese Marktentwicklung führt zu einem Anziehen der Preise. Ähnlich ist es beim Großvieh: Auch hier sorgt ein Erzeugungstief für ein etwas freundlicheres Preisniveau“, stellte Freundlieb fest. Ein weiterer Faktor für die Preisentwicklung bei Schlachtschweinen ist der Export. „Die Fleischwirtschaft hofft weiter auf eine erfolgreiche Einigung zu einem Regionalisierungs-Abkommen zwischen Deutschland und China“, so der Verbandsdirektor.

Auch jenseits der Corona-Pandemie und Afrikanischer Schweinepest sehen die Viehvermarktungsgenossenschaften Herausforderungen entgegen. Die Debatten um die Nutztierhaltung wurden im Zuge der Corona-Krise neu befeuert. Landwirte sind gerade in der Tierhaltung offen für Veränderungen und Weiterentwicklungen, erwarten dabei aber Planbarkeit und Verlässlichkeit. Die Folgenabschätzung des Thünen-Instituts zu den Vorschlägen der Borchert-Kommission für einen Umbau der Tierhaltung bekräftigt, dass den Landwirten die Kosten für den tierwohlgerechten Umbau der Ställe und die höheren laufenden Kosten ausgeglichen werden müssen. „Nun gilt es, endlich Entscheidungen beim Umbau der Tierhaltung zu treffen, die den Landwirten verlässliche Rahmenbedingungen bieten und für faire Wettbewerbsbedingungen sorgen“, so Freundlieb.

Schweinehalter beschäftigt weiterhin die Initiative Tierwohl (ITW). Ab Juli 2021 startet die dritte Phase der ITW. Nach der Einführung der Nämlichkeit (die Rückverfolgbarkeit der Erzeugnisse in die Herkunftsbetriebe) bei Geflügel 2018 wird diese für Schweinefleischprodukte ausgeweitet. Weiterhin ändert sich der Weg des Kostenausgleichs. Das bisherige Fonds-Modell wechselt für Schlachtschweine in ein Marktmodell, so dass sich dann jeder Mäster aktiv um die Vermarktung seiner eigenen Tierwohlschweine kümmern muss. „Die Neugestaltung der Finanzierung stellt jedoch eine Gefahr für die Viehhandelsstufe dar, wenn Landwirte direkt mit den Schlachthöfen Liefer- und Abnahmevereinbarungen vereinbaren“, mahnte Freundlieb und leitete über zu seinem Vorstandskollegen Axel Schwengels.

 

Molkereigenossenschaften
Die unserem Verband angehörenden fünf Molkereigenossenschaften und -gesellschaften mussten sich 2020 den spürbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie auf dem Milchmarkt stellen. Mit der weltweiten Verbreitung des Virus brachen im März die Preise für Milchprodukte ein. Trotz schneller Erholung konnte das Vorjahresniveau jedoch nicht mehr erreicht werden. Der im Frühjahr einsetzende Lockdown führte zu erheblichen Absatzeinbußen, ausgelöst durch ein erschwertes Exportgeschäft und weggebrochener Absatzmöglichkeiten in der Gastronomie und bei den Großverbrauchern. Belebend wirkte auf der anderen Seite eine deutlich erhöhte Nachfrage aus dem Lebensmitteleinzelhandel. Die Geschäftsergebnisse entwickelten sich mit Blick auf das herausfordernde Umfeld dennoch erfreulich: Der Umsatz konnte um 1,5 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro gesteigert werden (Vorjahr 6,6 Mrd. Euro). Das Jahresergebnis verringerte sich dagegen um 17,0 Prozent auf 24,9 Millionen Euro (2019: 30,0 Mio. Euro), wohingegen das Eigenkapital um 0,6 Prozent zunahm und 747,5 Millionen Euro erreichte (2019: 743,0 Mio. Euro). Die verarbeitete Milchmenge ging unter anderem infolge des fortschreitenden Strukturwandels in der Milchviehhaltung um 5,5 Prozent auf gut 8,6 Milliarden Kilogramm zurück (Vorjahr: 9,1 Mrd. kg). Spitzenreiter beim Umsatz war Käse mit 2,3 Milliarden Euro. Auch die Position im Umsatz mit Industrieprodukten/Rohstoffen/sonstigen Produkten konnte im Vergleich zu 2019 erhöht werden. Ein Umsatzrückgang musste hingegen bei Milchfrischeprodukten, Butter, Milchpulver und Molkenprodukten hingenommen werden. Der Milchauszahlungspreis in Niedersachsen lag mit durchschnittlich 32,04 Cent pro Kilogramm (2018: 32,85 Cent/kg) unter dem Bundesdurchschnitt von rund 33,0 Cent pro Kilogramm.

„Es zeichnet sich in den letzten Wochen eine bessere Stimmung bei den Milchbauern ab, da durch den Niederschlag eine entspanntere Grundfuttersituation vorherrscht und die Kühe mittlerweile wieder auf den Weiden stehen. Zudem geben die aktuellen Marktentwicklungen Hoffnung auf eine positive Milchpreisentwicklung“, berichtete Schwengels zuversichtlich.

 

Energiegenossenschaften
Energiegenossenschaften spielen eine wichtige Rolle beim Ausbau einer sicheren und erneuerbaren Energieversorgung vor Ort. Sie fördern das gemeinschaftliche Engagement für die Energiewende, ermöglichen Bürgerinnen und Bürgern eine aktive Teilhabe und tragen damit wesentlich zur gesellschaftlichen Akzeptanz der Energiewende bei.

Über 19.000 Mitglieder in Weser-Ems stehen hinter den 72 Energiegenossenschaften, die sich auf unterschiedliche Geschäftsfelder konzentrieren. Zu nennen sind insbesondere die Versorgung mit Strom, Gas und Nahwärme sowie die Produktion von Strom aus erneuerbaren Energiequellen wie Wind und Sonne. Neben den Energiegenossenschaften gehören auch elf Windparkgesellschaften unserem Verband an. Die Energiegenossenschaften produzierten im vergangenen Jahr rund 234.000 Megawattstunden Strom und erzielten Umsatzerlöse von knapp 110,0 Millionen Euro (Vorjahr: 100,0 Mio. Euro). Mit 205.129.187 Kilowattstunden (kWh) erzeugten Strom ist Windenergie auf Platz eins. Über Photovoltaikanlagen wurden 22.332.949 kWh und über Blockheizkraftwerke 6.600.718 kWh Strom erzeugt. Weiterhin wurden 23.257.264 kWh Nahwärme produziert; 12.562.498 kWh Strom kamen aus sonstigen Energiequellen.

„Die Novelle des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes enthält mehr Schatten als Licht für die Energiegenossenschaften. Ihre unternehmerische Tätigkeit wird insbesondere der faktische Zwang von Photovoltaikdachausschreibungen für Anlagen zwischen 300 Kilowatt (kW) und 750 kW behindern. Denn diese Anlagen sollen, wenn sie in der gesetzlichen Förderung verbleiben wollen, nur noch 50 Prozent der erzeugten Strommenge gefördert bekommen. Die restlichen 50 Prozent sollen selbst verbraucht, geliefert oder direkt vermarktet werden. Energiegenossenschaften wollen Photovoltaikanlagen selbst bauen und betreiben. Sie können nicht auf Eigenversorgung setzen, für den direktvermarkteten Strom gibt es nur sehr niedrige marktliche Preise und an Ausschreibungen können Energiegenossenschaften wegen der regelmäßig erforderlichen hohen Vorleistungen nicht teilnehmen. So grenzt die faktische Absenkung der Ausschreibungsgrenzen auf 300 kW das Hauptgeschäftsfeld der Energiegenossenschaften (Photovoltaikanlagen unter 750 kWp) weiter ein. Unsere Forderung ist es daher, die Ausschreibungsgrenzen für Photovoltaikanlagen in der nächsten EEG-Novelle wieder zu erhöhen. Dies wird die Hauptforderung unseres Verbandes sowie der Bundesgeschäftsstelle Energiegenossenschaften des Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverbandes im Rahmen der anstehenden Bundestagswahl sein“, unterstrich Schwengels.

 

Elf Neugründungen – trotz Pandemie
Genossenschaftliche Gründer ließen sich vom Corona-Virus nicht ausbremsen. Im vergangenen Jahr wurden elf Genossenschaften gegründet, die die Vielfalt des Genossenschaftswesens zeigen. Viele Neugründungen wurden durch die Gründungsberatung des Verbandes begleitet. „Unsere genossenschaftlichen Prinzipien Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung sorgen seit über 150 Jahren dafür, dass die genossenschaftliche Idee auch in turbulenten Zeiten Halt gibt und erfolgreich ist. Das Erfolgsrezept der Genossenschaften liegt in ihrer Kraft, sich immer wieder neu zu erfinden und sich auf das veränderte Umfeld einzustellen“, mit diesem positiven Fazit beendete Verbandsdirektor Schwengels die Pressekonferenz.